Chronische Entzündungen und kardiometabolische Erkrankungen - Entzündungshemmende Ernährung schützt das Gehirn
In den letzten Jahren haben zahlreiche Studien den Zusammenhang zwischen Ernährung, Entzündungen und kognitiver Gesundheit untersucht. Eine aktuelle groß angelegte Studie von Dove et al. (2024) zeigt vielversprechende Ergebnisse für ältere Erwachsene mit kardiometabolischen Erkrankungen, wie Typ-2-Diabetes. Diese Forschung legt nahe, dass eine entzündungshemmende Ernährung das Risiko für die Entwicklung von Demenz erheblich senken kann.
Hintergrund
Kardiometabolische Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Herzkrankheiten und Schlaganfälle sind bekannte Risikofaktoren für die Entwicklung von Demenz. In den letzten Jahren haben Wissenschaftler zudem Zusammenhänge zwischen zahlreichen chronischen Erkrankungen und chronischen Entzündungsprozessen festgestellt.
Studien haben gezeigt, dass eine westliche Ernährungsweise, die oft reich an rotem Fleisch, verarbeiteten Lebensmitteln und Zucker ist, mit höheren Entzündungsmarkern im Blut assoziiert ist. Im Gegensatz dazu ist eine Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und gesunden Fetten ist, mit niedrigeren Entzündungsmarkern verbunden.
Da die Ernährung Entzündungen beeinflussen kann – sowohl positiv als auch negativ – untersuchte die aktuelle Studie die Zusammenhänge zwischen proinflammatorischen (=entzündungsfördernden) und entzündungshemmenden Ernährungsweisen und dem Demenzrisiko bei Menschen mit kardiometabolischen Erkrankungen. Denn viele Forscher glauben, dass diese Entzündungsprozesse der Link zwischen dem erhöhten Risiko von Demenz bei Menschen mit kardiometabolischen Erkrankungen darstellen könnte
Studienüberblick
Die Forscher analysierten Daten von insgesamt 84.342 Erwachsenen aus der UK Biobank, die älter als 60 Jahre waren und zu Studienbeginn keine Demenzdiagnose hatten. Die Wissenschaftler analysierten Daten der Teilnehmer, die über einen Zeitraum von bis zu 15 Jahren gesammelt wurden. Zu Beginn der Studie wiesen 14.079 Teilnehmer mindestens eine kardiometabolische Erkrankung auf, und bis zum Ende der Studie entwickelten insgesamt 1.559 Personen eine Demenz. Im Rahmen der UK Biobank-Studie gaben die Teilnehmer Informationen zu ihrer Ernährung an, anhand derer die Forscher die Ernährung der Teilnehmer bewerteten. Dafür zogen sie den Dietary Inflammatory Index (DII) heran, der auf umfangreichen Forschungsergebnissen basiert und das entzündliche Maß einer Ernährungsweise beziffert. So bedeutet eine negative Punktzahl, dass ein die Ernährungskomponente entzündungshemmend wirkt, während eine positive Punktzahl darauf hindeutet, dass ein Nahrungsmittel eher entzündungsfördernd ist. Beispielsweise hat Ballaststoff eine Punktzahl von -0,663, während gesättigte Fette mit 0,373 bewertet werden.
Mithilfe dieses Index wurden nun die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt. Studienteilnehmer mit einer entzündungsfördernden Ernährungsgewohnheit und Teilnehmer mit einer anti-entzündlichen Essgewohnheit. In diesen beiden Gruppen wurde schließlich das Auftreten von Demenz quantifiziert und ein Risiko berechnet.
Ergebnisse
Personen mit kardiometabolischen Erkrankungen, die eine entzündungshemmende Ernährung verfolgten, hatten ein um 31 % reduziertes Risiko, eine Demenz zu entwickeln, im Vergleich zu Personen mit ähnlichen Erkrankungen, die eine proinflammatorische (entzündungsfördernde) Ernährung einhielten.
Zudem wurden bei einer Teilgruppe von 8.917 Teilnehmern Magnetresonanztomographie (MRT)-Aufnahmen des Gehirns erstellt. Hier wurden bei den Teilnehmern mit anti-entzündlicher Ernährungsweise deutlich niedrigere Werte der MRT-Marker für neurodegenerative und vaskuläre Hirnschäden festgestellt.
Genauer betrachtet fanden die Forscher heraus, dass Personen, die sich überwiegend entzündungshemmend ernährten, ein größeres Volumen an grauer Substanz vorwiesen. Dieser Teil des Gehirns ist entscheidend für die Orientierung in der Welt; er verarbeitet sensorische Informationen und spielt eine zentrale Rolle bei Bewegung, Sprache und vielem mehr.
Im Vergleich zur proinflammatorischen Ernährung wiesen die Personen mit einer entzündungshemmenden Ernährung auch niedrigere Werte an weißen Substanzhyperintensitäten auf. Dies ist ein Hinweis auf eine Erkrankung der kleinen Blutgefäße im Gehirn und wird mit kognitiven Rückgängen und Demenz in Verbindung gebracht.
Warum Entzündungen im Fokus stehen
Chronische Entzündungen wurden mit vielen chronischen Erkrankungen in Verbindung gebracht, einschließlich Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen. Während Entzündungen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Infektionen und der Wundheilung spielen, können sie, wenn sie nicht richtig reguliert sind oder über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben, zu Schäden an Zellen und Geweben führen.
Fazit und Ausblick
Zusammenfassend unterstreichen diese Ergebnisse, dass eine entzündungshemmende Ernährung ein Faktor sein könnte, der die Gehirn- und kognitive Gesundheit bei Menschen mit kardiometabolischen Erkrankungen unterstützen kann.
Die Autoren der Studie empfehlen, eine entzündungshemmende Ernährung zu verfolgen, die folgende Nahrungsmittel umfasst:
- Obst (insbesondere Beeren)
- Grünes Blattgemüse
- Olivenöl extra virgin
- Vollkornprodukte
- Fisch
- Grüner Tee
- Gewürze wie Knoblauch, Ingwer und Kurkuma
Im Gegensatz dazu sollten rotes Fleisch, fettreiche Milchprodukte, raffinierte Getreideprodukte und (hoch)verarbeitete Lebensmittel möglichst vermieden werden, da sie systemische Entzündungen fördern können.
Originalpublikation:
Dove A, Dunk MM, Wang J, Guo J, Whitmer RA, Xu W. Anti-Inflammatory Diet and Dementia in Older Adults With Cardiometabolic Diseases. JAMA Netw Open. 2024 Aug 1;7(8):e2427125. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.27125. PMID: 39133488; PMCID: PMC11320167.
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