Schützt Kaffee gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
Eine aktuelle Studie, veröffentlicht im Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, hat einen interessanten Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und dem Risiko für kardiometabolische Erkrankungen aufgedeckt. Forscher der Soochow Universität in China fanden heraus, dass der regelmäßige Konsum von drei Tassen Kaffee oder 200-300 mg Koffein pro Tag mit einem um 48,1 % reduzierten Risiko für die Entwicklung mehrerer kardiometabolischer Erkrankungen verbunden ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Große Datenmenge: Die Studie umfasst Daten aus einer umfangreichen longitudinalen Studie mit über 500.000 Teilnehmern im Alter von 37 bis 73 Jahren
- Kaffee und Koffein in Bezug auf kardiometabolische Gesundheit: Es wurde das Auftreten von kardiometabolischen Multimorbiditäten (Typ-2 Diabetes, koronare Herzkrankheiten und Schlaganfall) im Zusammenhang mit Kaffee- und Koffeinkonsum untersucht
- Schützende Wirkung von Kaffee und Koffein: Moderater Kaffeekonsum wurde mit einem signifikant reduzierten Risiko für die Entwicklung mehrerer kardiometabolischer Erkrankungen in Verbindung gebracht.
- Gesundheitlicher Vorteile von Kaffee: Regelmäßiger Kaffeekonsum war mit niedrigeren Risiken in nahezu allen Phasen der Entwicklung kardiometabolischer Erkrankungen assoziiert, was darauf hindeutet, dass Kaffee eine schützende Rolle bei der Prävention von Erkrankungen wie Typ-2 Diabetes, Herzkrankheiten und Schlaganfall spielen kann.
Was sind kardiometabolische Erkrankungen?
Kardiometabolische Erkrankungen umfassen eine Reihe von gesundheitlichen Problemen, die das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel betreffen. Dazu gehören insbesondere Typ-2-Diabetes, koronare Herzkrankheit, Schlaganfall sowie Übergewicht und Adipositas.
- Typ-2-Diabetes ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die durch eine verminderte Insulinempfindlichkeit der Zellen und eine unzureichende Insulinproduktion gekennzeichnet ist. Dieser Zustand führt zu erhöhten Blutzuckerwerten, die langfristig zu schwerwiegenden Komplikationen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenschäden und neuropathischen Störungen führen können.
- Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist eine Erkrankung, bei der die Koronararterien durch Atherosklerose verengt sind. Dies kann zu Angina pectoris (Brustschmerzen) und Herzinfarkten führen. Risikofaktoren sind unter anderem hohe Cholesterinwerte, Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes, die alle durch kardiometabolische Störungen beeinflusst werden.
- Ein Schlaganfall tritt auf, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird, entweder durch einen Blutgerinnsel (ischämischer Schlaganfall) oder durch eine Blutung (hämorrhagischer Schlaganfall). Sowohl Typ-2-Diabetes als auch koronare Herzkrankheit erhöhen das Risiko für Schlaganfälle erheblich, was die Bedeutung der Prävention kardiometabolischer Erkrankungen unterstreicht.
Diese Erkrankungen sind häufig miteinander verknüpft und teilen gemeinsame Risikofaktoren wie Insulinresistenz, Entzündungsprozesse und ein metabolisches Syndrom. Die rasante Zunahme dieser Erkrankungen stellt eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem dar, insbesondere in Gesellschaften mit einer alternden Bevölkerung, denn das Alter ist ein weiterer wichtiger Risikofaktor.Die Erkrankungen sind nicht nur mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität verbunden, sondern auch mit hohen Gesundheitskosten und einem signifikanten Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen.
Die aktuelle Studie zeigt nun, dass moderater Kaffeekonsum oder 200-300mg Koffein pro Tag einen schützenden Einfluss auf die Entwicklung dieser kardiometabolischer Krankheiten haben könnte.
Der Aufbau der Studie
Die Forscher zogen dazu bereits bestehende Daten aus der UK Biobank heran, einer umfangreichen longitudinalen Studie mit über 500.000 Teilnehmern im Alter von 37 bis 73 Jahren. Eine longitudinale Studie oder Längsschnittsstudie ist ein Studientyp, in dem eine Stichprobe (z.B. eine bestimmte Anzahl an Personen) auf einen längeren, fest definierten Zeitraum hinweg auf festgelegte Merkmale untersucht wird. In diesem Fall erfassten die Forscher das Auftreten von kardiometabolischen Multimorbiditäten, welche als das Auftreten von mindestens zwei der oben genannten Krakheiten definiert wurden: Typ-2-Diabetes, koronare Herzkrankheit und Schlaganfall.
Um nun Unterschiede in der Studienpopulation feststellen zu können, unterteilten die Forscher die Studienpopulation in Personen, die keinen oder wenig Koffein (<100mg/Tag) konsumierten und Personen, die einen moderaten Koffeinkonsum vorwiesen (drei Tassen Kaffee oder 200-300mg Koffein/Tag). In diesen Gruppen quantifizierten sie nun das Auftreten von kardiometabolischer Multimorbidität, was schlichtweg bedeutet, dass eine Person mindestens zwei kardiometabolische Krankheiten entwickelt hatte, beispielsweise Typ-2 Diabetes mit einer koronaren Herzkrankheit. Vergleicht man nun das Auftreten dieser Krankheiten in der Gruppe der Personen, die keinen oder wenig Koffein konsumierten mit der Gruppe, die einen moderaten Koffeinkonsum vorwies, konnten die Forscher das Risiko für die Entwicklung von kardiometabolischen Erkrankungen in diesen beiden Gruppen bestimmen.
Die Ergebnisse der Studie
Der Konsum von Kaffee und Koffein in allen Mengen war invers mit dem Risiko für das Auftreten neuer kardiometabolischer Multimorbidität assoziiert. Diejenigen Teilnehmer, die einen moderaten Kaffeekonsum oder eine moderate Koffeinaufnahme berichteten (3 Tassen Kaffee/Tag oder 200-300mg Koffein/Tag), hatten das niedrigste Risiko mindestens zwei der Krankheiten zu entwickeln, wie die Studie zeigte. Im Detail fanden die Forscher heraus, dass im Vergleich zu Nicht-Konsumenten oder Konsumenten von weniger als 100 mg Koffein pro Tag, Konsumenten einer moderaten Menge Kaffee (3 Tassen pro Tag oder 200-300 mg Koffein pro Tag) ein um 48,1 % bzw. 40,7 % reduziertes Risiko für das Auftreten neuer kardiometabolischer Multimorbidität hatten.
Laut Dr. Chaofu Ke, dem Hauptautor der Studie, könnte so der Konsum von drei Tassen Kaffee pro Tag dazu beitragen, das Risiko der Entwicklung kardiometabolischer Multimorbidität zu verringern.
Was bedeutet das nun?
Einfach ausgedrückt liefert die Studie das Ergebnis, dass Kaffeekonsum in moderaten Mengen gesundheitlich vorteilhaft sein kann. Während einige Menschen ihren Koffeinkonsum aus verschiedenen Gründen reduzieren müssen, zeigt diese Studie, dass Kaffee oder Koffein im Allgemein sich positiv auf kardiometabolische Prozesse auszuwirken scheint, wenn man ihn in morderaten Mengen konsumiert. Jedoch untersuchte die Studie das Risiko von kardiometabolischer Krankheiten in Bezug auf den Kaffee-/Koffeinkonsum, was bedeutet, dass natürlich auch Personen, die einen moderaten Kaffe- und/oder Koffeinkonsum vorwiesen an kardiometabolischen Krankheiten erkrankten. Moderater Kaffeekonsum ist als kein Schutz gegen das Auftreten von diesen Erkrankungen, kann aber das Risiko senken.
Der Schlüssel liegt darin, Kaffee oder Koffein in Maßen zu genießen und ihn in eine gesunde Lebensweise zu integrieren. So können wir nicht nur den Tag mit dem belibtesten Heißgetränk der Welt beginnen, sondern auch aktiv zu unserer Gesundheit beitragen.
Referenzen:
Xujia Lu, Xiaohong Zhu, Guochen Li, Luying Wu, Liping Shao, Yulong Fan, Chen-Wei Pan, Ying Wu, Yan Borné, Chaofu Ke, Habitual Coffee, Tea, and Caffeine Consumption, Circulating Metabolites, and the Risk of Cardiometabolic Multimorbidity, The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 2024;, dgae552, https://doi.org/10.1210/clinem/dgae552
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